Matterhorn Überschreitung

Das Matterhorn .... ist es nun der Traumberg eines jeden Alpinisten oder entlockt es selbigem nur ein müdes Lächeln ob des Kommerzes rund um diesen "Berg der Berge"? Wie auch immer, unserer Meinung nach sollte man einmal im Leben oben gestanden sein, und dann sollte es auch gleich die Überschreitung von Süd nach Nord sein. Also Aufstieg über den italienischen Liongrat und Abstieg über den legendären Hörnligrat auf die Schweizer Seite. Damit konnten wir einerseits den Berg von 2 Seiten kennen lernen und andererseits der Hackordnung der Bergführer von der Hörnlihütte entgehen.

So starteten wir am 16. Juli 2016 Richtung Zermatt und wurden bei Bilderbuchwetter eindrucksvoll vom "Horu" begrüßt.

Matterhorn mit Postkartenwetter

Das Matterhorn wie auf der Postkarte

da wqll mer rauf

"Da woll mer rauf !"

Um auf die italienische Seite zu kommen, musste der Berg erstmal östlich umrundet werden. Mit Seilbahnhilfe erreichten wir gegen Abend die Gandegghütte auf gut 3000m.

Gandegghütte

die gemütliche Gandegghütte

Dort wartete jedoch schon die erste Überraschung: Statt des erwarteten Lagerplatzes inmitten vieler anderer Bergsteiger wurde uns ein "Shelter" wenige Meter hinter der Hütte zugeteilt. Diese 2-Mann-Zelte aus Metall standen im Sommer zuvor nahe der Hörnlihütte, als diese anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Erstbesteigung neu gebaut wurde. Nach anfänglicher Skepsis fanden wir bald Gefallen an dieser alpinen "Honeymoon-Suite".

Shelter
Sonnenuntergang am Matterhorn mit Shelter

Sonnenaufgang am Matterhorn mit unserem Shelter

Weiter gehts

... und weiter gehts! Udo zeigt die Richtung ...

Am zweiten Tag wollten wir die Carell-Hütte (3800m) hoch oben auf dem Liongrat erreichen. Dazu mussten wir über den Theodulpass erst zum Ref. Orionde absteigen, dann auf Wegen des berühmten Antonio Carell wieder hinauf zur gleichnamigen Hütte.

Anstieg zum Colle del Leone

Anstieg zum Colle del Leone

Ab hier wird es allmählich alpiner, nicht nur vom Anspruch her, sondern auch von den Gefahren. Beim Aufstieg über die Rinne zum Colle del Leone verpasste mir eine Eisscholle einen schmerzhaften Pferdekuss am Oberschenkel. Jetzt hieß es Zähne zusammenbeißen für die letzten 300 Hm bis zur Hütte.

Anstieg zum Colle del Leone

Anstieg zum Colle del Leone

Auf dem Weg dorthin wartete zu allem Überfluss bereits eine der Schlüsselstellen der Tour auf uns, eine über 10m hohe senkrechte Felsstufe, die mit Hilfe von Tauen und kräftigem Zupacken überwunden werden muss. Auf der Hütte erholte sich der Oberschenkel dann etwas und ich konnte die Tour fortsetzen.

Aufstieg zur Carell-Hütte

Aufstieg zur Carell-Hütte

Steilstufe

Steilstufe kurz vor der Carell-Hütte

Als wir am nächsten Morgen um 5 Uhr zum Gipfelsturm aufbrachen, fanden wir uns immer wieder im Stau von langsameren, z.T. unerfahrenen Seilschaften. Überholen ist nur an wenigen Stellen möglich und so wäre im Nachhinein ein früherer Aufbruch vorteilhafter gewesen.

Pic Tyndall

Am Pic Tyndall

Pic Tyndall

Am Pic Tyndall

Um 12.30 Uhr erreichten wir schließlich den Gipfel (4478m) und konnten unseren Erfolg fast alleine genießen, da die Bergführer mit ihren Gästen schon längst wieder auf dem Abstieg waren.

Gipfel

Udo am Gipfel

biede am Gipfel

Udo und Sigi am Gipfel

Nach kurzer Fotopause begannen wir mit dem Abstieg ins Unbekannte. Die technischen Schwierigkeiten hielten sich zwar in Grenzen, der ausgesetzte und noch verschneite Grat erforderte jedoch viel Konzentration und Sicherungsaufwand und kostete folglich mehr Zeit als geplant. Um 17 Uhr erreichten wir schließlich das Solvay-Biwak auf 4000m und beschlossen, nicht mehr abzusteigen und die Nacht auf dieser "Notfallhütte" zu verbringen. Zum einen waren wir schon über 12 Stunden im Absturzgelände unterwegs und der Kopf wurde langsam müde, zum anderen wollten wir die schwierige Wegfindung nicht im Dunkeln bewältigen. Ein Rest Brotzeit fand sich noch im Rucksack und Udo schmolz mit dem letzten Rest Gas noch etwas Schnee. Um Mitternacht erreichten noch 7 andere Bergsteiger das Biwak - sie hatten das Matterhorn zeitlich wohl noch mehr unterschätzt wie wir.

Bei Sonnenaufgang passierten bereits einige Bergführer mit ihren Gästen die Hütte und nachdem der "erste Schwung" durch war, setzten wir den Abstieg fort und erreichten ohne größere Probleme die nagelneue Hörnlihütte.

lezter Blick

letzter Blick zurück von der Hörnlihütte

Fazit: Auch wenn viele technische Stellen mittels dicker Taue entschärft wurden (sonst wäre die Tour sicherlich mit IV oder V zu bewerten), darf die Unternehmung allein schon wegen der Länge keinesfalls unterschätzt werden. Und zuletzt noch großen Respekt vor den Herren Carell und Whymper, die 1865 mit der damaligen Ausrüstung (und natürlich ohne Taue) die beiden Grate erstmals bestiegen.

Hier noch eine kleine Zusammenfassung

Teilnehmer:
Udo Sommer
Sigi Bertele

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