Skitour Dauphiné

Bei warm-regnerischem Wetter am Sonntag im Allgäu fiel der Start zum Entdecken von skitourerischem Neuland trotz der dort herrschenden angespannten Lawinenlage besonders leicht. Ab dem Bernhardino gabs dann als Einstimmung auf den südlichen Teil der Alpen perfektes Wetter mit strahlendem Sonnenschein und dem vom Föhn abgehaltenen Wolkenband weiter im Süden. Dank Gerhards Insider-Informationen konnten wir vom Treffpunkt ein Stück oberhalb von Villar d’Arêne noch ohne schlechtes Gewissen die Kiesstraße bis zum eigentlich Hüttenparkplatz hinter fahren und dort bei schönstem Wetter (inkl. starkem Föhnwind) zu unserer ersten Hütte Alpe de Villar d’Arêne starten. Schon kurz nach dem Start gabs den ersten direkten Blick über den geplanten Rückweg zum Auto zu einem der großen Ziele, der Meije:

Meije
Meije

Meije

Die Hütte Alpe de Villar d’Arêne auf 2.077m stellte sich als bequemer als von einer französischen Hütte erwartet mit Einfachplatz-Stockbetten und warmem Wasser inklusive heraus. An die typischen Hock-Klos mussten wir uns aber erst wieder gewöhnen. Das Essen war ganz gut, der Wein vom Preis und Geschmack für Allgäuer akzeptabel und es gab ordentliches lokales Bier aus Briançon. Beim Abendessen wurde der Wetterbericht für unseren ersten Tag auf Ski auf Französisch verkündet und netterweise von anderen internationalen Tischnachbarn übersetzt: kalt und sehr windig… Also entschieden wir uns für die ordentliche aber weniger Anspruchsvolle „Eingehtour“ auf die Grande Ruine mit christlichem Start um 7:30. Nach einem typisch französischen Frühstück (Weißbrot, aber leider kein Croissant) gings im breiten Tal der Romanche bei nicht so kalten Temperaturen in einem ordentlichen Hatscher zur Südseite der Grande Ruine.

Grand Ruine

Von dort endlich steiler zur Steilstufe beim Gletscher. Mittlerweile konnten wir den Wind, den wir vorher nur an den Bergkämmen erahnen konnten auch immer stärker in kalten Böen spüren. Im Gletscherbecken unterhalb des kurzen Gipfelwand’ls gings dann richtig ab.

Meije

Grand Ruine

Am Gipfel (3.765m) wurden wir mit einer kleinen Windschutz-Grube und dem fantastischen Panorama auf die nächsten Gipfelziele Dôme du Neige und Meije für den Kamp gegen den Wind belohnt:

Nach einer im unteren aufgefirnten Teil ganz netten Abfahrt und dem Hatsch zur Hütte gabs erstmal die Belohnung für die am Ende doch a weng zache „Eingehtour“ und die Planung für die nächsten Tage auf Basis des Erlebten (Wind, Wind, Wind und ääähm Wind). Nach intensiven Diskussionen war der Plan gefasst, am nächsten Tag nicht über den sich von West nach Ost ziehenden Kamm nach Süden Richtung Dôme de Neige zu steigen, sondern erstmal Richtung Übergang zum Vallon des Etancons zu gehen und sich die Ecke um die Meije näher anzuschauen und ggf. in die Richtung weiterzugehen. Der Hütten-Wetterbericht bestätige die Wetter- und Lawinenlage (weiter Wind, kalt und angespannt), was mit dem Schauen zum Übergang Breche des Chamois und dem Gelände dorthin kompatibel war. Nach dem Hatscher von der Hütte gings vollbepackt dann teils im Nebel grob Richtung Lac du Pavé und dann steiler werdend Richtung Breche des Chamois. Wir folgten teils den Spuren der Einheimischen vor uns und landeten dann leider etwas südlich vom Übergang an einem kleinen Col mit Tiefblick ins Becken unter der Meije:

Tiefblick ins Becken unter der Meije
Tiefblick ins Becken unter der Meije

Tiefblick ins Becken unter der Meije

Der wiederaufkommende Wind, flächigere Rutsche und der (mit Handyempfang wieder erreichbare) Lawinenlage-bericht mit immer noch dem 3er ließen uns die sichere Variante zurück zur Hütte mit immerhin netter Abfahrt wählen. Mit Bier und Sonne haben wir den restlichen Tag noch gut rumgebracht. Für den nächsten Tag (Ansage: noch mehr Wind) war entsprechend ein Schauen zum Montagne des Agneaux angedacht. Wir kämpften uns also am nächsten Tag gegen beißend kalten Wind die richtig weite Ebene nach Osten bis zum Fuß des Berges entlang, nur um festzustellen, dass der Berg oben komplett in Wolken lag. Das machte die Lawinenbeurteilung nicht wirklich leichter.

Aufstieg

Wir stiegen also langsam weiter auf, es hellte unten rum auch Stück für Stück auf. Der obere Teil aber blieb in Wolken. Also Krisensitzung und Entscheidung noch auf den kleinen Nebengipfel auf guten 2500 hochzugehen und ggf. doch noch eine weitere Aufhellung zur besseren Einschätzung zu erleben. Nach Ankunft auf dem Vorgipfel und Kauern im halbwegs-Windschatten um den großen Steinmann am Nebengipfel fiel dann traurig die Entscheidung auch diesen Tag abbrechen zu müssen. Immerhin war die Rückfahrt vom Schnee her ganz nett und in der Ebene konnten wir uns vom Wind zurück schieben lassen. An der Hütte dann die konsequente Entscheidung, es bei den sich nicht bessernden Verhältnissen gut sein zu lassen und vielleicht noch ein paar nette Touren in der weniger vom Wind betroffenen Heimat erleben zu können. Schmerzlich war beim Abstieg von der Alpe de Villar d’Arêne nochmal der Blick hoch zur Meije. Aber die bleibt uns wahrscheinlich auch noch a weng als mögliches Ziel erhalten. Insgesamt hat uns das, was wir vom Gebiet gesehen haben, sehr gut gefallen. Die Hüttenleute waren nett, das Essen gut. Die Informationslage zu Wind und Wetter ist mit dem vorgelesenen Wetterbericht auf Französisch allerdings für angespannte Verhältnisse wie bei uns nicht gerade perfekt. Deswegen gilt für das Eck der Dauphine für uns: ma sott it bloß Skitoura go kenna, sondern o a weng Französisch schwätza! Entsprechend kommen wir sicher wieder, sobald wir Französisch gelernt haben… und ja, wir meinen natürlich die Sprache ;-)

Teilnehmer:
Emanuel Hatt
Martin Schmidberger
Gerhard Steudel
Ludwig von la Hausse

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